REZENSION

BIG MONSTER

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2020
  • Verlag: Skellig Games
  • Autor: Dimitri Perrier
  • Grafik: Ivan Nikulin
  • Spieler: 2 bis 6
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 5/10

Speed Drafting

 Merkwürdige Monster und seltene Kristalle erwarten euch auf dem fremden Planeten, den ihr erkundet. Da heißt es: Sammeln, was ihr bekommen könnt! 

REGELN

"Big Monster" ist ein Drafting-Spiel, d.h. ihr reicht - in diesem Fall - Plättchen herum, sucht euch immer eins heraus und gebt den Rest weiter. Mit den gewählten Plättchen puzzelt ihr euch euren eigenen Planeten zusammen, der auf verschiedene Weise Punkte bringt.

Zunächst jedoch sucht ihr euch jeweils ein Entdeckerplättchen aus, das euch am Spielende eine individuelle Wertung einbringt. Euer Raumschiff legt ihr ebenfalls vor euch ab. Dann erhält jeder Spieler 10 Plättchen auf die Hand (die Plättchen-Sets werden nach der Spieleranzahl zusammengestellt). Auf Kommando wählt ihr ein Plättchen aus und legt es vor euch ab. Die restlichen Plättchen müsst ihr nun einem beliebigen anderen Spieler geben, indem ihr sie auf sein Raumschiff legt.

Neue Plättchen müssen immer an bestehende Plättchen, ausgehend vom Entdeckerplättchen, angepuzzelt werden. Auf diese Weise vervollständigen sich Kristalle und Monster bzw. es gelangen überhaupt Monster in die Wertung. Jeder Spieler erschafft also eine eigene Auslage.

Eine Besonderheit sind die mutierenden Monster. Werden sie mit einem mutagenen Strahlenplättchen vervollständigt (von oben oder unten), so ändert sich der Punktewert des Monsters, das wir so aus dem Eis auftauen.

Wann immer ein Spieler eine Aufgabe erfüllt hat, erhält er die entsprechende Medaille (z.B. eine bestimme Anzahl an Eisplättchen in der eigenen Auslage etc.).

Wenn jeder Spieler 9 der 10 Plättchen ausgelegt hat (das letzte Plättchen wird abgeworfen), ist die erste Runde beendet. Eine zweite Runde wird auf die gleiche Art und Weise gespielt. Dann erfolgt die Schlusswertung:
- Jedes Eismonster bringt die Punktezahl, zu der es mutiert ist.
- Lava-Monster bringen je 2 / 5 / 10 Punkte für jeden entsprechenden farbigen Kristall, der vervollständigt wurde.

 - Wasser-"Big"-Monster bringen erst einmal nur 1 Punkt. Liegen jedoch beide passenden Hälften aneinander, werden daraus 11 Punkte.
- Sumpf-Monster bringen umso mehr Punkte, je mehr Monster dieser Art in der eigenen Auslage liegen.
- Grasland-Monster bringen Punkte für die aufgedruckten Bedingungen.
- Runen- und Wüstenmonster bringen im Spiel keine Punkte, die Runenmonster können allerdings zum Vervollständigen von Kristallen dienen. Zudem erhält der Spieler mit den wenigste Runen- und Wüstenmonstern 10 Minuspunkte.

Als Option kann auch noch eine Bestrafung eingeführt werden, wenn man einmal seine Plättchen nicht zu einem Mitspieler weitergeben kann, weil alle anderen Spieler schneller waren, und nur das eigene Raumschiff übrig bleibt. Der Minus-5-Punkte-Chip wandert in diesem Fall in jeder Runde immer von Spieler zu Spieler, den das betrifft. Wer am Rundenende den Chip besitzt, erhält dann die Minuspunkte.

Das Spiel kann auf verschiedene Weise gespielt werden:
- Im Team-Modus mit 4 oder 6 Spielern spielen immer 2 oder 3 Spieler als Team zusammen. So können die Spieler sich gegenseitig die richtigen Plättchen anreichen bzw. sie den Gegnern unterjubeln, je nachdem, was gerade sinnvoller ist. Die Punkte werden dann am Ende pro Team gewertet.
- Im Einzelspiel (3 bis 6 Spieler) spielt jeder für sich. Ansonsten bleiben die Regeln gleich, nur dass es weniger Medaillen zu gewinnen gibt.
- Das 2-Spieler-Spiel verläuft ohne das Herumreichen der Plättchen. Stattdessen gibt es dann immer eine Plättchen-Auslage, aus der die Spieler ihre Monster aussuchen. 

GALERIE

Anklicken / Antippen für Komplettansicht

CHECKPOINT

PRO

  • lockere Mischung aus Set Collection- bzw. Legepuzzle
  • neuartiger Draftmechanismus (ab 3 Spielern)
  • gute Materialqualität 


CONTRA

  • zu zweit eher gewöhnlich
  • Königsmacher-Effekt möglich 

MEINUNG

Auf den ersten Blick wirkt "Big Monster" wie ein übliches Drafting-Spiel. Karten bzw. Plättchen herumreichen und auswählen - kennen wir. Auch die Wertung am Spielende ist an sich noch nichts Besonderes - mal gibt es Punkte für viele Plättchen einer Sorte, mal für Kombinationen oder für vervollständigte Symbole. Gerade im Spiel zu zweit fällt auf, dass eigentlich nur die mutierenden Eismonster, die man mit passenden Strahlen aufwerten kann, ein neuartiges Sammelelement sind.
 
Aber: "Big Monster" ist für mich dennoch eine kleine Perle! Der Grund dafür liegt in dem neuartigen Draft-Mechanismus, der ab 3 Spielern zum Tragen kommt. Während man in ähnlichen Spielen immer eine feste Draft-Richtung vorgegeben bekommt, kann man hier frei wählen, wer die restlichen Plättchen auf der eigenen Hand als nächster Spieler erhält. Das ist ein witziges Element, das einen temporeichen Zeitdruck herbeiführt. Niemand möchte ja seinem Gegner ein Geschenk machen. Spielt man auch noch mit dem Bestrafungsplättchen, das zum Einsatz kommt, wenn man einen Stapel für sich behalten muss, dann kommt jeder ins Schwitzen. Das macht bei so einem lockeren Spiel echt Freude, denn die Regeln sind simpel und schnell verstanden, sodass der Spaß- und Ärgerfaktor im Vordergrund bleiben kann, und auch über einen theoretisch möglichen Königsmacher-Effekt im Einzelspiel hinwegtröstet. 
 
Ein weiteres schönes Element ist das Puzzeln. Ich kann die Karten - nein, es sind immer noch Plättchen - nicht einfach "irgendwie" vor mir horten, sondern muss sie stets angrenzend legen. Und da ich Kristalle auf den Plättchenrändern komplettieren möchte oder auch Platz für die wärmenden Strahlen benötige, die meine Eismonster auftauen, muss ich schon etwas im Voraus planen, wo ich was hinlege. Auch hier gilt: Das ganze bewegt sich immer noch auf Familienspielniveau, Kinder ab ca. 10 Jahren (vielleicht auch schon ab 8 Jahren) können problemlos mitspielen.
 
Der eigentliche Clou des Spiels ist dann aber die Option, den Spielmodus auszuwählen. Wer lieber ganz klassisch jeder für sich spielen möchte, kann dies genauso tun, wie in einem Team zu kooperieren. Der Team-Modus ist wohl das Herzstück des Spiels, sofern man die nötige Spielerzahl zusammenbekommt. Dennoch: Auch im Einzelspiel macht mir "Big Monster" Spaß - ganz einfach, weil es so herrlich fluffig, so herrlich unkompliziert, aber dennoch auch taktisch daherkommt. Die Illustrationen der Plättchen wissen ebenso zu gefallen. 
 
Ein ideales Familienspiel also, ein Spiel als Absacker oder für zwischendurch. Einzig der 2-Spieler-Modus fällt in Sachen Spielwitz etwas ab, da der Zeitfaktor dann keine Rolle mehr spielt - und das sage ICH, der Hektikspiele ja sonst eher ablehnt. Wenn ihr idealerweise mindestens 3 Spieler an den Tisch bekommt, ist "Big Monster" auf jeden Fall eine Empfehlung von mir - je nach Modus und Spielerzahl gibt es von mir gute 7, in den meisten Fällen aber sogar sehr gute 8 Kultpunkte für spaßige 30 Minuten! 

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7-8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 23.09.2020

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Explor8 / Skellig Games
Weitere Fotos: Spielkultisten