REZENSION
DAS BEINHAUS VON SEDLEC
- Genre: Karten-/ Legespiel
- Jahr: 2021
- Verlag: Button Shy / Frosted Games
- Autor: Dustin Dobson
- Grafik: Marty Cobb
- Spieler: 2 bis 3
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 6/10
Auch Totenschädel haben Gefühle ...
Prag vor einigen Jahrhunderten. Der schwarze Tod wütete in der Stadt, Glaubenskriege und Kreuzzüge führten ebenfalls dazu, dass die Friedhöfe ein echtes Platzproblem bekamen. Nun wird das Beinhaus von Sedlec gebaut. Dazu grabt ihr Totenköpfe aus und stapelt sie. Doch jeder der Schädel hätte gern einen anderen Nachbarn. Könnt ihr ihren allerletzten Willen wohl erfüllen?
REGELN
Das Spiel ist Teil des Button Shy-Reihe. Die Reihe zeichnet sich durch eine minimale Anzahl an Karten aus; in diesem Spiel sind es 18 (plus 6 für die Erweiterung). Mischt die Karten verdeckt und bildet daraus 6 Stapel mit gleicher Kartenanzahl, deckt eine beliebige erste Karte auf.
Gespielt wird zu zweit oder dritt. Die Spieler sind reihum am Zug. Wer an der Reihe ist, hat drei Optionen, von denen er eine auswählt:
- Graben: Der Spieler deckt die jeweils oberste Karte von zwei Stapeln auf und nimmt davon eine auf die Hand.
- Aufsammeln: Der Spieler nimmt eine bereits aufgedeckte Karte auf die Hand.
- Stapeln: Der Spieler spielt eine Karte von seiner Hand in die eigene Auslage. Dies muss er spätestens dann tun, wenn er bereits 2 Karten auf der Hand hält, denn das ist das Handkartenlimit.
Karten werden in Pyramidenform ausgelegt. Im Spiel zu zweit besteht das Fundament aus vier, dann folgen drei und zum Schluss noch einmal zwei Karten. Im Spiel zu dritt wird jede Reihe um eine Karte gekürzt. Karten in höheren Ebenen können erst gelegt werden, wenn sie von zwei Karten darunter gestützt werden.
Jede Karte besteht aus 2 Totenköpfen - einer in der oberen, einer in der unteren Hälfte. Durch das Auslegen der Karten in der zuvor beschriebenen Form entstehen also bei jedem Spieler 3 Ebenen = 6 Reihen aus Totenköpfen.
Die Totenköpfe zeigen verschiedene Symbole. Diese werden nun in der Schlusswertung betrachtet:
- Jeder Adlige bringt 1 Punkt pro Adligem und / oder Bauern, der sich unterhalb der Reihe der gewerteten Karte befindet.
- Jeder Bauer bringt einfach so 1 Punkt.
- Für jede Reihe mit mindestens einem Priester gibt es 2 Punkte.
- Für jedes Teil eines Paares aus Verliebten gibt es 3 Punkte. Die beiden Karten müssen angrenzend liegen, auch übereinander, um die Hälfte versetzt, gilt als angrenzend. Jeder Verliebte kann nur Teil eines (!) Paares sein.
- Schurken bitten um Vergebung. Daher bringt jeder Schurke 2 Punkte, wenn ein Priester angrenzt.
Wird mit der Erweiterung gespielt, kommen die Henker ins Spiel. Sie bringen Punkte pro angrenzender Gruppe aus Schurken, und zwar so viele Punkte, wie es der Anzahl der Schurken entspricht, die zu der verbundenen Gruppe gehören.
Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- schnell erklärt, schnell gespielt
- einfaches, taktisch geprägtes Legepuzzle
- schöne Gestaltung
CONTRA
- das Glück spielt keine unerhebliche Rolle
MEINUNG
Totenköpfe stapeln? Na, das klingt ja ein wenig makaber, aber was soll man tun, wenn der Friedhof aus allen Nähten platzt? Da wollen wir zumindest die letzten Wünsche der Toten respektieren und ihnen einen Platz zukommen lassen, der ihnen genehm ist.
Wie bei allen Button Shy-Spielen, die in Deutschland bei Frosted Games erscheinen, wird mit minimalem Spielmaterial ein stimmiges Spiel kreiert. Der Mechanismus ist dabei echt simpel. Neues aufdecken und sich dann entscheiden müssen, kann dazu führen, dass man eine Karte erhält, die einem vielleicht nicht direkt in den Kram passt. Andererseits schnappt einem ein Mitspieler vielleicht auch eine offen liegende Karte vor der Nase weg ... Ein wenig Taktieren ist bei allem Glück dennoch möglich, da ich stets bis zu zwei Karten auf der Hand ansammeln darf, bevor ich eine ausspielen muss. Da kann man vielleicht auch mal eine Karte zurückhalten, um sie in einer höheren Ebene gewinnbringender unterzubringen. Dennoch: Ganz ohne Glück geht hier nichts.
Das Beinhaus von Sedlec (übrigens ein etwas sperriger Titel, in englischer Sprache hört das Spiel auf Skulls of Sedlec, was etwas eingängiger erscheint) ist ein ideales 2-Spieler-Spiel. Da hat man durch die größere Kartenauslage, die entsteht, noch mehr Möglichkeiten, zu punkten. Drei Spieler sind bereits die Höchstbesetzung, wobei man dann schon mit einer kleineren Pyramide klarkommen muss, sodass es hier noch wichtiger ist, punkteträchtige Kombinationen zu erzielen. Das Schöne: Das Spiel ist superschnell erklärt und ebenso schnell gespielt. Eine Runde ist ratzfatz vorbei, sodass man keine großen Grübeleien erwarten muss. Lieber spielt man schnell eine Revanche.
Nun sind die taktischen Möglichkeiten natürlich aufgrund der geringen Kartenanzahl begrenzt. Das Spiel bietet sich daher als schnelles Einstiegs-, Pausenfüller- oder Absackerspiel an. Da macht es seine Sache dann auch echt gut, wenngleich die grundsätzliche Spielidee, Symbole geschickt aneinander zu legen, um auf verschiedene Weise, je nach Position, Punkte zu bringen, nun nicht gerade neu ist. Viele Legespiele funktionieren genau nach diesem Prinzip.
Trotz düsterem Thema kommt Das Beinhaus von Sedlec aber erstaunlich locker-leicht daher. Die Totenköpfe sind dann auch noch ganz witzig illustriert, sodass das Spiel jederzeit zu flott gespielten Runden auffordert. Es ist sicher keine spielerische Revolution unter den Legespielen seiner Art, aber es sorgt für das, was es ist, nämlich ein Microgame, durchaus für guten, schnellen Spielspaß, insbesondere als 2-Spieler-Spiel eine kleine Empfehlung. Alles in allem macht das für mich insgesamt wirklich gute 7 Kultpunkte (zu zweit sogar mit einer persönlichen Tendenz zu einem Punkt mehr, wenn man Fan des Genres ist)!
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 15.10.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Button Shy / Frosted Games
Weitere Fotos: Spielkultisten