REZENSION

BARON VODOO

  • Genre: Taktikspiel
  • Jahr: 2020
  • Verlag: Lucky Duck Games
  • Autor: Yann Dentil
  • Grafik: Christine Alcouffe
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 45 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 9/10

Bockspringen der Seelen

Als Voodoo-Geistwesen nehmen wir an einem Wettbewerb teil, dessen Gewinner den großen Baron Samedi als Loa der Toten vertreten darf. Dabei sammeln wir Seelen ein, indem wir quasi mit ihnen Bockspringen machen, was an Solitaire erinnert. 

REGELN

Im Voodoo gibt es mehrere Geisterwesen, die quasi vom abwesenden Gott die Aufsicht übernehmen. Dies sind die Loa. Und wer wäre nicht einmal gerne der Loa der Toten und Begleiter der Seelen in die nächste Welt? Es scheint, jeder andere Loa möchte diese Aufgabe übernehmen, und so nehmen wir an Baron Samedis Spiel teil und wollen gerne die meisten Seelen in die Geisterwelt bringen. 

Im Spiel springen wir dabei über Würfel in verschiedenen Farben mit unterschiedlichen Symbolen. Ähnlich dem Traditionsspiel Solitaire (in Deutschland als Solitär bekannt) wird der übersprungene Würfel eingesammelt.

Zunächst sucht sich jeder Spieler einen der vier Loa und damit eine Farbe aus. Jeder erhält ein Spielertableau, 3 Opfermarken und 1 Punktezähler, welcher auf die Null der Punkteleiste kommt. Die Würfel werden geworfen und auf dem Spielbrett verteilt. Jeder Würfel kommt auf einen Platz in der Farbe des Würfels. Ein Startspieler wird ausgelost, und es geht los.

Ein Zug läuft dabei in mehreren Schritten ab. Zunächst kann die Fähigkeit des eigenen Loa genutzt werden oder, gegen Abgabe eines Opfers, die Fähigkeit eines anderen Loa. Diese Fähigkeiten erlauben es Würfel auf dem Brett zu bewegen.

Danach muss ein Würfel gefangen genommen werden. Dazu wird dieser mit einem Würfel in der eigenen Spielerfarbe übersprungen. Der springende Würfel muss auf einem Feld mit weniger als drei Würfeln landen. Der übersprungene Würfel wird gefangen genommen und auf dem eigenen Spielertableau in der oberen Hälfte abgelegt.

Hat der Spieler einen Würfel der eigenen Farbe gefangen, so gibt es ein Opfer aus dem Vorrat. Es kann auch ein Opfer bezahlt werden, um die Würfelseite zu ändern.

Danach kann die Würfelseite aktiviert werden. Die sechs verschiedenen Seiten des Würfels erlauben es Opfer zu nehmen, einen Punkt zu erhalten, einen Würfel bei jemand anderen zu stehlen, seine Würfel vorm Überspringen zu schützen, Würfel zu tauschen oder die Würfelseite zu ändern.

Jetzt können 2 Opfer bezahlt werden, um einen Extrazug machen zu dürfen. Wird dies nicht getan, so kann eine Würfelkombination gewertet werden. Hierbei können 2 bis 4 Würfel der selben Farbe mit verschiedenen Symbolen oder mit gleichem Symbol und verschiedenen Farben gewertet werden. Sie werden dazu vom oberen Bereich des Tableaus in den unteren Bereich geschoben, die Geisterwelt. Für 2/3/4 Würfel gibt es 1/3/5 Punkte.

Weiße Würfel können beim Werten als beliebige Farbe gebraucht werden, und der Spieler mit den meisten weißen Würfeln in der Geisterwelt erhält das Baron-Voodoo-Plättchen, welches es ihm erlaubt, die Fähigkeit jedes Loa gratis zu gebrauchen. 

Dann folgt der nächste Spieler. 

Erreicht jemand eine bestimmte Punktzahl, so wird die Runde zu Ende gespielt und es gibt eine Schlusswertung. In jeder der vier Spielerfarben wird geschaut, wer die meisten Würfel besitzt. Für jede Mehrheit gibt es 3 Punkte. Dann gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfaches Spielprinzip
  • Thema und Gestaltung 


CONTRA

  • zu wenige Beschränkungen für eine 2-Spieler-Partie

MEINUNG

Voodoo ist eine ganz spezielle Religion mit einer ausgereiften Mythologie und Geisterwelt. Einflüsse kommen vom afrikanischen Vodun und dem Wunsch der afrikanischen Sklaven, sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren. Zumindest ist das das, an was ich mich erinnere, nachdem ich vor über 20 Jahren mal ein Voodoo-Buch gelesen habe.

Allerdings braucht niemand, der Baron Voodoo spielen möchte, etwas über Vodoo wissen. Lediglich die Namen der verschiedenen Charaktere, die Loas, weisen auf das Thema hin. Jeder Loa kommt mit einem eigenen Tableau, auf welchem er verewigt wurde. Diese Bilder sehen schön aus, und insgesamt ist die Gestaltung von Baron Voodoo gut gelungen. Viele Elemente unterstützen die Regeln und erlauben es, sich an selbige zu erinnern. Auch das Material, also die Würfel, zusammen mit dem doppelt geschichteten Spielfeld, sieht gut aus. Die Anleitung ist ebenfalls gut gelungen, und so ist es relativ leicht, ins Spiel einzusteigen.

Das Spiel selbst erinnert mich stark an Solitaire, dem klassischem Solospiel, bei dem Kugeln durch Überspringen vom Spielfeld entfernt werden müssen. Ähnlich abstrakt ist auch das Spielfeld bei Baron Voodoo gehalten. 

Allerdings ist Baron Voodoo viel flexibler und netter als Solitaire. Die Loa-Fähigkeiten, die vielen Würfel für die Gefangennahme auf dem Brett und die sechs interessanten Würfelfähigkeiten geben den Spieler*innen viele Freiheiten. Dies ist bei einer Partie zu zweit dann aber auch ein großes Problem. Dadurch, dass 50 % der Würfel zu keinem Spieler gehören, sind diese statisch. So können die zwei Spielenden quasi einfach sammeln, was sie möchten. Das ist langweilig und macht keinen Spaß. Ein Spiel muss ja Beschränkungen haben, in denen ich mich bewegen muss, um eine Herausforderung darzustellen.

Mit drei Spielern ist dies schon viel besser und mit vier Spielern meines Erachtens am besten. Das Brett leert sich schnell, was einen klugen Einsatz der Loa-Fähigkeiten verlangt, um Würfel gut zur Gefangennahme zu positionieren, und was ebenso eine gute Übersicht einfordert, welche Würfel mit welchem Symbol noch verfügbar sind. Hier wird das Spiel im in den letzten zwei Dritteln schon deutlich interessanter. Zu viert (ja, auch schon zu dritt) ist auch die Fähigkeit zu tauschen interessanter, da diese dann auch ohne das Tauschen eigener Würfel durchgeführt werden kann. Also kann den anderen Spielern schön an den Karren gefahren werden.

Auf der Schachtel steht, eine Partie dauere 45 Minuten. Dies hängt natürlich stark davon ab, wie viel eure Mitspieler grübeln, aber außerhalb des Spiels zu zweit kann nur grob geplant werden, weil in den Spielrunden der anderen sich schon viel ändern kann, und es in eurem Spielzug dann schon ganz anders aussieht. Trotzdem wurde in meinem Runden die Zeitangabe durchaus eingehalten.

FAZIT: Baron Voodoo ist eine Solitaire-Variante, die mich im Spiel zu zweit leider nicht überzeugen kann (abweichende 3 Kultpunkte), aber im Spiel mit drei oder vier Spielenden durchaus nett ist - 6 Kultpunkte. 

KULTFAKTOR: (3-)6/10

Spielidee: 5/10

Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 5/10

EUER REZENSENT

LUTZ

Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast

Eine Rezension vom 11.11.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Lucky Duck Games
Weitere Fotos: Spielkultisten