REZENSION
AUSVERKAUFT
- Genre: Familien-/ Taktikspiel
- Jahr: 2023
- Verlag: Frosted Games / Pegasus Spiele
- Autoren: Eloi Pujadas, Ferran Renalias
- Grafik: Meeple Foundry
- Spieler: 1 bis 6
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 bis 45 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 8/10
Ich schaue nach rechts, ich schaue nach links!
In diesem Puzzlespiel betreibt ihr euer eigenes Theater, genau genommen tretet ihr in Konkurrenz mit anderen Bühnen, um die meisten Zuschauer anzulocken. Verkauft Tickets und füllt so eure Sitzreihen, aber denkt daran, dass das Publikum so seine eigenen Wünsche hat.
REGELN
Jeder von euch erhält eines der abwischbaren Theater-Tableaus und einen Stift. Spielt alle mit der selben Seite der doppelseitig bedruckten Pläne. Die Theater zeigen Sitzplätze in vier Farbbereichen (thematisch den Besuchern zugeordnet: normales Publikum, Presse, Promis, Politiker). Außerdem erhält jeder ein Platzanweiser-Tableau und legt es zwischen sich und seinen rechten Nachbarn. Somit liegt nun ein Platzanweiser-Tableau rechts neben euch, ein weiteres links neben euch (vom linken Nachbarn). Markiert auf beiden Tableaus die Pfeile, die zu euch zeigen, in eurer Farbe.
Mischt die Wertungskarten und ordnet den Zielanzeigern A bis D je eine Wertungskarte zu. Die Karten gibt es in drei Schwierigkeitsgraden; die Ziele sind somit im Anspruch anpassbar.
Gespielt werden insgesamt 14 Runden.
In Runde 1 nimmt jeder das Platzanweiser-Tableau von rechts und markiert nun in der Spalte unter dem eigenen Pfeil eine der 7 Auswahlmöglichkeiten. Bei jeder Auswahlmöglichkeit gibt es eine links und eine rechte Option. Übermalst du die linke Option, erhältst du am Spielende die Punkte, die rechts zu sehen sind. Übermalst du hingegen die Punkte-Option rechts, erhältst du den Sofort-Effekt links (z.B. Farbtausch, zusätzliches Feld füllen, Figur drehen etc.).
Wähle nun ein Ticket, male einen Kreis aus (so, dass die Puzzle-Figur niemals in zwei Hälften geteilt wird, sondern immer zusammenhängend bleibt). Zeichne die so entstandene Figur nun in dein Theater ein. Dabei muss mindestens ein Feld eines Sitzplatzes der Farbe des Tickets entsprechen. Die Ausrichtung ist durch die Form fest vorgegeben. Einzig über die eventuell zuvor gewählte Auswahlmöglichkeit lässt sich die Eintrageregel verändern. Zur besseren Übersicht werden die Sitz-Felder im Theater einfach eingekreist.
Lege zum Schluss das Platzanweiser-Tableau zurück. In der nächsten Runde wird dann mit dem anderen Platzanweiser-Tableau (links) gespielt. Dein linker Nachbar hat darauf nun schon eine Puzzleform durch seinen Kreis in Runde 1 entsprechend verändert.
Das Spiel geht auf diese Weise nun über 14 Runden; die beiden Platzanweiser-Tableaus (rechts / links) werden in jeder Runde immer abgewechselt. Nach der 14. Runde wird das eigene Theater anhand der Wertungskarten kontrolliert (A wird doppelt gewertet), die Punkte werden notiert. Zudem bringen gewählte Punkte-Optionen bei den Auswahlmöglichkeiten auf den Platzanweiser-Tableaus zusätzliche Punkte. Außerdem wird für beide Platzanweiser-Tableaus jede Ticket-Farbe kontrolliert. Besitzt du auf einem Tableau die Mehrheit an Markierungen dieses Tickets, erhältst du 2 Punkte-Markierungen, bei einem Gleichstand nur eine Markierung und bei einer Mehrheit des Mitspielers keine Markierung. Addiere die markierten Punkte dann zu deinen bisher notierten Punkten hinzu. Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
Das Spiel bietet auch eine Solo-Variante. Der imaginäre Gegenspieler, der gegen dich antritt, besitzt kein eigenes Theater, markiert aber in jeder Runde ein (durch eine zufällig gezogene Karte) vorgegebenes Feld auf dem Ticket einer (ebenfalls über eine Karte) vorgegebenen Farbe. Die Mehrheitenwertungen am Spielende werden anhand dieser Zufallsmarkierungen durchgeführt. Die Punkte, die der imaginäre Spieler so erzielt, werden mit 4 multipliziert. Du gewinnst das Spiel, wenn du mehr Punkte als der imaginäre Gegenspieler gesammelt hast.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- herausforderndes Puzzlespiel mit wechselnden Aufgaben
- Entscheidungen über die Auswahlmöglichkeiten
- Puzzleformen werden interaktiv verändert
- knackiger Solo-Modus
CONTRA
- im Kern doch immer recht ähnlich
- Thema wirkt aufgesetzt
- Mehrheitenwertungen recht beliebig
MEINUNG
Tja, was macht man, wenn es auf einmal zu viele Roll-and-Write-Spiele gibt? Man erfindet etwas Neues. Flip-and-Write-Spiele zum Beispiel. Und wenn es davon auch zu viele gibt, dann erfindet man wieder etwas Neues. Und so erklärt sich dann auch das Genre, das uns bei Ausverkauft auf der Schachtel als Weltpremiere verkauft wird: Share-and-Write. Aber was genau soll das sein?
Nüchtern betrachtet ist Ausverkauft ein weiteres der bekannten Puzzle-Spiele. Man trägt Polyomino-Formen auf seine Spielfläche ein, um damit Reihen und Spalten zu füllen oder sonstige Aufgaben zu erledigen, die zufällig vorgegeben werden. Da gibt es dann verschiedene Wertungskarten, die ein immer neu kombiniertes Spiel entstehen lassen. Dennoch machen wir dann letztlich in jeder Partie irgendwie doch das selbe, aber es bleibt dabei nicht bei einfachen Puzzleformen, die 1:1 eingetragen werden können.
Da sind wir auch schon direkt beim Kniff des Spiels. Die Polyominos verändern sich in jeder Runde, sie werden mit jeder Markierung, die am Spielende dann in eine Mehrheitenwertung überführt wird, kleiner. Und da man jedes der Platzanweiser-Tableaus immer mit einem Sitznachbarn teilt, bestimmt auch dieser in jedem zweiten Zug mit, wie sich eine Form verändert. Diese Idee ist erst einmal neuartig. Schnell zeigt sich jedoch, dass es da gewisse bevorzugte Formen gibt, sodass sich die einzutragenden Flächen dann auch gar nicht so sehr von Partie zu Partie unterscheiden. Und auch bei den Auswahlmöglichkeiten kristallisieren sich recht schnell Optionen heraus, die man öfters als Aktionen einsetzt (wie z.B. das zusätzliche Feld zum Markieren), während andere Optionen eher Ladenhüter zu sein schein (der Farbwechsel war bei uns selten gefragt).
Das Material wurde nachhaltig produziert; es gibt abwischbare Boards, keine Wegwerf-Zettel wie in anderen Spielen dieser Art. Die Handhabung geht dann soweit auch in Ordnung, wenngleich das Markieren der Sitzplätze teilweise etwas unübersichtlich wird, wenn gleichzeitig bestimmte vorgegebene Symbole im Theater für Wertungen wichtig sind.
Das Puzzle an sich ist dann durchaus herausfordernd, und da stellten wir uns die Frage, ob es die Mehrheitenwertungen am Spielende zusätzlich gebraucht hätte. Gefühlt verwässern die ein wenig die Ziel-Wertungen. So kann ich auch über forcierte Mehrheiten Punkte sammeln, obwohl ich die Aufgaben dann vielleicht schlechter erfüllt habe. Meistens lagen wir im Mehrspieler-Spiel da oft recht eng beieinander, was Mehrheiten und Wertungen angeht.
Das ist insgesamt dann ein ganz nettes Spiel seiner Art, aber das große Glamour-Gefühl, das uns das (völlig aufgesetzte) Thema hier verkaufen möchte, stellte sich bei uns nicht ein. Ausverkauft spielt sich flott runter, einen wirklichen bleibenden Eindruck hinterließ das Spiel bei uns, trotz neuer Spielelemente, nicht - 6 Punkte!
Bin ich ansonsten kein Fan von Solospielen, so finde ich den Solomodus von Ausverkauft tatsächlich gut, sogar besser als das Spiel mit mehr Spielern, was ja doch verwundert, denn Mehrheiten und das Verändern der Puzzle-Figuren sind ja eigentlich Elemente, die eben auf eine direkte Interaktion abzielen, und da eh alle gleichzeitig spielen, ist die Spielerzahl, was die Spieldauer angeht, egal. Bei Ausverkauft bringt tatsächlich der imaginäre Spieler aber eine wenig kalkulierbare Komponente mit ins Spiel, die in diesem speziellen Fall sogar für noch mehr Anspruch sorgt, denn die zufälligen Formen, die so entstehen, sind halt nicht die, die immer am besten zur Wertung passen, was es echt schwer macht, die vierfachen Punkte des imaginären Spielers zu schlagen. Das ist aber dann doch eine Aufgabe, die mich motiviert, es nochmal zu probieren: 7 Kultpunkte!
KULTFAKTOR: 6-7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 06.09.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Frosted Games / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten