REZENSION

ARMONIA

  • Genre: Würfelspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Skellig Games
  • Autor: Uwe Rosenberg
  • Grafik: David Cochard
  • Spieler: 1 (?) / 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

Folgt den Klängen der Wildnis!

„Eine Runde geht noch“ lautet nicht nur das Motto auf zünftigen Volksfesten, sondern hat sich bei vielen Spielen durchgesetzt. Dort nennt man es dann „Push your luck“, was so viel wie „sein Glück herausfordern“ bedeutet. Auch bei Armonia (italienisch für „Harmonie“), das im Universum des 2020 erschienenen Familienspiels Sagani angesiedelt ist, kommt es auf gehöriges Würfelglück an. Ist das auf eurer Seite? 

REGELN

Vor euch befindet sich ein kleiner Spielplan, der aus sechs Landschaften besteht. Jedes einzelne Segment – Wüste, Meer, Wald, etc. – ist einer bestimmten Würfelzahl zugeordnet. Dahinter grenzen in zufälliger Anordnung zwölf Tempel-Plättchen an, pro Landschaft also zwei. Auf die Startfelder dieser Landschaften platzieren die Spieler zunächst ihre Klangscheiben und schon kann es losgehen.

Wer an der Reihe ist, würfelt mit allen sieben Würfeln und kann dann noch zweimal würfeln – entweder wieder mit allen Würfeln oder nur mit einem Teil davon. Die Herausforderung besteht nun darin, möglichst einen Viererpasch zu erzielen, um mit der entsprechenden Klangscheibe bis zum letzten Feld des Spielplans, zur Tempelanlage, vorzurücken. Gelingt es euch nicht, einen solchen Viererpasch zu würfeln, könnt ihr immerhin mit einem Zweier- bzw. Dreierpasch ein Stück des Weges nach vorn rücken, um die letzte Etappe in der nächsten Runde in Angriff zu nehmen. 

Wer die Wildnis hinter sich gelassen und es bis zur Tempelanlage geschafft hat, darf das daneben liegende Plättchen sofort aufdecken. Es zeigt eine ganz bestimmte Anordnung von Würfeln, die in aufsteigender Reihenfolge bzw. mit identischer Augenzahl gebildet werden muss. Sind beispielsweise drei aufsteigende Zahlen gefordert, von denen die höchste Zahl in dreifacher Ausführung vorliegen muss, könnt ihr diese Aufgaben z.B. mit 1, 2, 3, 3, 3 oder 4, 5, 6, 6, 6 erfüllen. Habt ihr eine solche Aufgabe geschafft, wird die Klangscheibe darauf gesetzt und das letzte Plättchen aufgedeckt, bis ihr auch dieses richtig erfüllt habt.

Gewinner ist, wer es als erster schafft, vier seiner sechs Klangscheiben auf das letzte Tempelfeld zu platzieren.

 GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • kein überflüssiger Regelballast
  • spielt sich locker
  • schöne Materialien


CONTRA

  • sehr konstruierte Geschichte
  • hoher Glücksfaktor
  • fühlt sich sehr abstrakt an

MEINUNG

Um Armonia zu beschreiben, könnte ich euch jetzt schildern, dass es darum geht, eine kleine Heldengruppe aus kleinen süßen Gnomen, pelzigen Yetis, springfreudigen Cyc-Hops und feuchtfröhlichen Octis auf ihrem Weg durch die Wildnis zu begleiten. Ich könnte vom Schmieden von Klangscheiben erzählen oder davon, dass es darauf ankommt, die besten und wohlklingendsten Töne und Melodien zu finden. Stattdessen könnte ich Armonia aber auch als nettes kleines Würfelspiel beschreiben, das in spielerischer Hinsicht erstaunlich schlank daherkommt und gerade deshalb einen nicht zu unterschätzenden Reiz bietet.

Aber schauen wir uns das Spielprinzip doch mal genauer an: Pasche würfeln kennen wir noch aus Omas Spiele-Schublade, wo Kniffel seit gefühlt hundert Jahren seinen festen Platz hat. Doch bei Armonia bekommt das altbekannte Spielprinzip plötzlich einen neuen Kniff: Kommt es anfangs nur darauf an, möglichst schnell Zweier-, Dreier- oder am besten Vierer-Pasche zu würfeln, um bis zur Tempelanlage vorzurücken, stellen die Tempel-Plättchen plötzlich eine ganz neue Herausforderung dar. Vor jedem Würfeln muss ich erneut abwägen, welche Aufgabe ich zu erfüllen versuche, und sollte entsprechend umplanen, wenn die Würfel nicht so fallen wie erhofft.

Dabei bietet die Aufteilung der sechs Landschaften eine spannende Ausgangssituation, die ich anhand eines Beispiels noch etwas genauer erklären möchte: Mal angenommen, ich würfele einen Zweierpasch mit der Zahl 3 und einen Dreierpasch mit der Zahl 5, dann darf ich meine Klangscheibe im dritten Segment um ein Feld nach vorne bewegen und im fünften Feld sogar noch weiter. In der nächsten Runde benötige ich dann nur noch einen Dreierpasch mit der Zahl 3 und einen Zweierpasch mit der Zahl 5. Hätte ich einen Viererpasch gewürfelt, wäre mir der Umweg sogar erspart geblieben. Um später dann die Tempelaufgaben zu erfüllen, müssen die Würfel in bestimmter Reihenfolge angeordnet werden, was durch die mitgelieferte Würfelablage (die übrigens frappierend an einen fertig ausgestanzten Stanzbogen – bitte bloß nicht versehentlich wegwerfen!) erleichtert wird.

Unterm Strich ist Armonia – trotz seiner reichlich konstruierten Geschichte – ein nettes, kleines Würfelspiel, das auch schon gut mit Kindern im Grundschulalter gut spielbar ist. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass sich Uwe Rosenbergs Würfelgaudi schon recht abstrakt anfühlt. So sehr man sich auch bemüht hat, dem Spiel eine Story zu verpassen, so egal ist das Setting, wenn die Würfeln rollen. Zumal der Glücksfaktor genretypisch recht hoch ist – das mag also nicht jedem gefallen.

Eine Sache möchte ich ebenfalls nicht unerwähnt lassen: Auch wenn Armonia auf der Schachtel als Spiel für 1 bis 4 Spieler angekündigt wird, findet sich in der Spielanleitung kein einziger Hinweis auf eine entsprechende Soloregel?! Beim Versuch, die Klangscheiben gemäß der regulären Regel alleine zu schmieden, war der Spaßfaktor jedenfalls eher bescheiden. Insofern sollten Solospieler hier keine allzu hohen Erwartungen haben.

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 13.04.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Presse-Exemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Skellig Games
Weitere Fotos: Spielkultisten