REZENSION
5211 AZUL (SPECIAL EDITION)
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2021
- Verlag: Next Move Games / im Vertrieb von Asmodee
- Autor: Tsuyoshi Hashiguchi
- Grafik: Chris Quilliams
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 4/10
Fliesenkunst oder Desaster?
Und wieder begeben wir uns in den aus Azul bekannten Palast, um die berühmten Azulejos an die Wand zu zaubern. Der Titel des Spiels entpuppt sich dabei als Zahlen-Code, der als Spielhilfe gedacht ist … Wer liefert wohl die punkteträchtigste Fliesenkunst ab?
REGELN
In der Schachtel befinden sich neben der Anleitung 100 Spielkarten, je 20 in 5 verschiedenen Farben. Jeweils 5 Karten davon haben einen Hahn in den Ecken; diese Karten werden fortan „Hahn-Karten“ genannt. Die anderen Karten haben verschiedene Zahlenwerte in den Ecken abgebildet: Es gibt pro Farbe 6 Karten mit 2 Punkten, 5 Karten mit 3 Punkten, 2 Karten mit 4 Punkten und je eine Karte mit 5 und mit 6 Punkten. Die Karten werden zunächst gemischt. Je nach Anzahl der Spieler kommt dann eine bestimmte Anzahl an Karten vor Spielbeginn ungesehen aus dem Spiel.
Jeder Spieler erhält jetzt 5 Karten auf die Hand. Der Rest der Karten kommt als Nachziehstapel in die Mitte. In der ersten Runde werden davon gleichzeitig 2 Karten von jedem Spieler ausgespielt. Man sucht also 2 Karten aus seinen Handkarten aus und legt diese verdeckt vor sich ab. Wenn alle bereit sind, werden die Karten gleichzeitig umgedreht. Dann ziehen alle Spieler 2 Karten vom Nachziehstapel nach. Aus diesen Handkarten wird nun nur noch eine Karte ausgesucht und wieder verdeckt abgelegt. Auch hier werden alle Karten gleichzeitig umgedreht, wenn alle Spieler bereit sind. Jeder Spieler zieht erneut eine Karte nach. Das Ganze wiederholt sich mit der einen Karte noch einmal. Daraus ergibt sich auch der Name des Spiels: 5 Handkarten, 2 ausspielen, 1 ausspielen und 1 ausspielen = 5211. Die Handkarten werden nun nicht mehr aufgefüllt. Jeder Spieler hat jetzt 4 Karten in seiner Auslage vor sich liegen.
Die erste Runde wird gewertet. Dabei wird zunächst geprüft, wie viele Hahn-Karten auf dem Tisch ausliegen. Nur wenn eine exakte Anzahl auf dem Tisch ausliegt, werden die Hahn-Karten gewertet. Diese Anzahl ist abhängig von der Anzahl der Spieler (Spielerzahl plus 2). Sollte die Anzahl erfüllt sein, legt jeder, der zu dieser Anzahl beigetragen hat, eine Karte auf seinen persönlichen (verdeckten) Stapel, der am Ende die Punkte der Endabrechnung ergibt. Alle anderen Karten kommen auf den Ablagestapel.
Sollte die Anzahl der Hahn-Karten über- oder unterschritten sein, werden die ausgelegten Karten der Farbe gewertet, die am häufigsten auf dem Tisch liegt. Aber auch hier gibt es eine kleine Hürde, denn es muss ein Grenzwert beachtet werden, der sich nach der Anzahl der Spieler orientiert. Wird dieser erreicht oder gar überschritten („Desaster“), kommen die Karten dieser Farbe auf den Ablagestapel und die nächste meist vertretene Farbe wird gewertet (ggf. passiert das mehrfach). Gleiches passiert bei einem Gleichstand. Wird eine Farbe gewertet, legen alle Spieler, die Karten in dieser Farbe gespielt haben, diese Karten auf ihren persönlichen Stapel. Die Kartenwerte sind Siegpunkte am Ende. Eine neue Runde beginnt.
Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, wird noch eine Runde mit den fünf Karten gespielt, die nun jeder auf der Hand hat. Es werden keine Karten mehr nachgezogen. Die letzte Handkarte wandert auf den Ablagestapel. Jeder Spieler zählt nun die Punkte zusammen, die sich aus den Karten seines persönlichen Stapels ergeben (Kartenwerte plus 1 Punkt pro Hahn-Karte). Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen.
Variante: Das Spiel kann auch verlängert werden, indem die Punkte nach einer Runde notiert werden und ein vorgegebener Punkte-Wert erreicht werden muss, um zu gewinnen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- interessante Spielidee
- Design spricht insbesondere Azul-Fans an
CONTRA
- glückslastig
- zu geringer Farbkontrast bei gelben Kartenwerten
MEINUNG
Das Kartenspiel 5211 erschien erstmals im Jahr 2019, da noch in künstlerisch-bunter Optik. Im Jahr 2021 folgte dann die Azul-Edition, die sich optisch auf das beliebte „Spiel des Jahres 2018“ stützt. So kann es nun quasi als das Azul-Kartenspiel bezeichnet werden.
Ich habe es in unserer Familie ausprobiert, und obwohl ich in den ersten Runden erst einmal gar keine Punkte eingefahren habe, hat mir das Spiel schnell Spaß gemacht. So ging es auch dem Rest der Familie, und tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass die Kinder rein intuitiv schnell den Mechanismus des Spiels verstanden haben, und dann ziemlich erfolgreich waren. Zunächst hatten wir mit einem klassischen Kartenspiel gerechnet, in dem etwas gesammelt oder Stiche gemacht werden müssen.
Ja, letztlich wird bei 5211 auch gesammelt, aber nach einem neuartigen Spielprinzip, das erst einmal verstanden werden muss. Die kurzen Spielregeln führen aber zu einem schnellen Einstieg. Damit ist das Spiel in jedem Fall sowohl für eine altersgemischte Spielrunde, als auch für eine Runde, die nur von Kindern oder nur von Erwachsenen gespielt wird, geeignet.
Der eigentliche Spielablauf ist dabei eher mit einem taktisch flachen, aber dennoch vorhandenen kleinen Spannungsbogen versehen, da die Interaktion unter den Spielern eher indirekt gegeben ist. Der eigene Einfluss ist mehr ein „Lesen“ der Mitspieler nach dem Prinzip „ich denke, dass du denkst,...“. Heißt übersetzt: Man legt gegebene Karten nach und nach verdeckt aus und hat nicht die Möglichkeit, beispielsweise Karten auszutauschen oder ähnliches. Dann wird geschaut, was dabei herausgekommen ist, also welche Farbe am häufigsten gespielt wurde, ob ein Desaster entstanden ist, ob die Anzahl der Hähne die Wertung vorher abbricht. Da die Karten in jeder Runde nach und nach im Rhythmus 2-1-1 gespielt werden, hat man zumindest kleine Anhaltspunkte, wohin die Wertung laufen könnte – und man kann sich dann schön ärgern, wenn es plötzlich anders läuft.
Gepunktet hat das Spiel bei uns übrigens auch durch die Spiellänge. Es handelt sich hierbei um ein Spiel, was schnell heruntergespielt ist, und dann gerne noch einige Male wiederholt werden kann, wenn noch Zeit da ist, frei nach dem Motto „Bitte nochmal…“. Wir mögen das immer sehr, zeitlich flexibel zu sein, weil sich solche Spiele in der Familie perfekt für zwischendurch eignen.
Die Ausstattung ist qualitativ gut. Uns ist nur aufgefallen, dass die Karten für kleinere Hände eine Spur zu groß sind, was das Mischen erschwert. Die bunten Spielkarten der ersten Version haben etwas von Wimmelbildern, die uns aber gut gefallen haben. Die Karten der hier gezeigten Special-Edition sind ganz im Look der Azulejos gehalten – der Fliesenkunst, die uns allen spätestens seit Azul bekannt ist. Einzig die (hell-)gelben Karten bereiten etwas Sorge. Da braucht es gute Lichtverhältnisse, um die Kartenwerte lesen zu können. Hellgelb auf weißem Untergrund liest sich einfach schwer (auf unseren Fotos sieht das weniger problematisch aus als auf dem Tisch).
Fazit: In unserer Familie gibt es einen einstimmigen Konsens: Das Spiel ist auf jeden Fall nett, wenn der eigene Einfluss auch nicht der größte ist, sondern vieles auch auf Glück beruht. Bei uns wird 5211 auch zukünftig regelmäßig wieder auf den Tisch kommen.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10
EURE REZENSENTIN
ANNABEL
Biologin, Zwillingsmutter, Kirchenmensch, spieleverrückt
Eine Rezension vom 31.03.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Next Move Games / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten