REZENSION

3 MINUTE CRAZY CAFÉ

  • Genre: Familien-/ Aktivspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: KOSMOS
  • Autor: Martin Nedergaard Andersen
  • Grafik: Felix Wermke / atelier198 
  • Spieler: 2 bis 6
  • Alter: ab 7 Jahren
  • Dauer: ca. 10 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 9/10

Herr Ober, die Rechnung, bitte!

Eine gastronomische Servicekraft hat es wahrlich nicht leicht. Da gibt es zum einen diese Gäste, die partout nicht heimgehen möchten und bis Mitternacht an ihrer kleinen Apfelschorle nippen, ohne an die Bestellung eines weiteren Glases zu denken. Dicht dahinter in der Nervigkeitsskala folgen Gäste mit ellenlangen Bestelllungen, die bitteschön in drei Minuten auf dem Tisch sein müssen, sonst hagelt es Rückfragen nach dem Küchenchef. Willkommen in der hektischen Welt von 3 Minute Crazy Café!

REGELN

Schafft ihr es, vor Ablauf der Zeit alle ausliegenden Bestellwünsche zu erfüllen? Um das herauszufinden, mischt ihr zunächst alle Café-Karten und legt sie als Nachziehstapel, für alle Spieler gut erreichbar, in der Tischmitte bereit. Diese Karten zeigen verschiedene Gerichte und Getränke, Joker und Rechnungen. Davon nimmt jeder Spieler drei Karten auf die Hand. Die vier Würfel werden gewürfelt und neben den Café-Karten platziert.

Nun werden die Bestellungen mit der hellen Vorderseite ebenfalls gemischt und fünf Karten davon offen ausgelegt. Diese Karten geben an, welche Gerichte oder Getränke in dieser Runde von den Gästen gewünscht werden. Beispielsweise zeigt eine Karte Pommes, Burger, Pizza, Salatschale und Softdrink, während sich auf einer anderen Karte Mineralwasser, Kuchen, Kaffee und Donut befinden. Diese süßen und herzhaften Leckereien gilt es jetzt, schnellstmöglich abzuliefern – und zwar, wie der Titel bereits verrät, in gerade einmal drei Minuten. Es beginnt derjenige, der zuletzt in der Küche war. In Ermangelung einer beiliegenden Sanduhr schnappen wir uns ein Handy mit Timer-App und los geht’s!

Immer, wenn ihr an der Reihe seid, dürft ihr entweder ...

  • eine eurer Café-Karten passend zu einer Bestellung ablegen,
  • einen Würfel, der das entsprechende Lebensmittel zeigt, passend zu einer Bestellung ablegen, 
  • eine neue Café-Karte vom Stapel ziehen und auf die Hand nehmen (Handkartenlimit beachten!) oder
  • alle noch nicht eingesetzten Würfel einmal neu würfeln. 


Dann ist die nächste Person im Uhrzeigersinn an der Reihe und entscheidet sich ebenfalls für eine der vier genannten Aktionen. 

Eine Bestellung gilt dann als abgehakt, wenn alle auf der Karte genannten Gerichte oder Getränke mit den entsprechenden Café-Karten sowie – das vergisst man anfangs häufig! – mit mindestens einem Würfel abgedeckt sind. Joker können für alle Arten von Bestellungen eingesetzt werden. Zu guter Letzt darf auch die Rechnung nicht fehlen, die ebenfalls als Café-Karte ausgespielt wird. Aufgabe erfüllt? Sehr gut! Die Bestellung wird dann abgeräumt und die dort ausliegenden Würfel neu gewürfelt. 

Die Runde endet, wenn alle Bestellungen erledigt oder wenn die drei Minuten abgelaufen sind. Bleiben nicht erledigte Bestellungen übrig, werden die jeweiligen Karten separat gesammelt. Warum das so ist, erfahrt ihr gleich. Zuerst werden noch die Café-Karten abgeräumt und neu gemischt.

In der zweiten Runde werden sechs Bestellungen ausgelegt. In der dritten Runde sind es zwar nur vier Bestellungen, jedoch werden auch alle vorher nicht geschafften Bestellungen hinzugefügt, was euch gelegentlich ganz schön ins Schwitzen bringen kann.

Ihr habt die Bestellungen aller drei Runden erfolgreich erfüllt? Herzlichen Glückwunsch, ihr seid echte Profi-Gastronomen und habt euch zur Belohnung ein großes Stück Torte verdient! Es ist euch nicht gelungen? Dann müsst ihr es gleich nochmal probieren!

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • jeder kann sofort einsteigen 
  • kein Witz: Auf Besonnenheit kommt es an!
  • man lernt schnell, sich abzusprechen
  • witzige Bonuskarten


CONTRA

  • gelegentlich unübersichtlich auf dem Tisch
  • nur mit Kindern so richtig witzig
  • eine Sanduhr wäre schön gewesen

MEINUNG

Habt ihr schon gewusst, dass es im gastronomischen Bereich tatsächlich eine Faustregel gibt, die besagt, wie hoch die Glasbruchquote bei einer bestimmten Anzahl an Treppenstufen ist, die eine Bedienung pro Tag bewältigen muss? Nein? Ist ja auch egal. Das nur nebenbei, um zu verdeutlichen, wie hektisch es manchmal in Cafés, Restaurants und Biergärten zugeht. Und genau diese Hektik wird in 3 Minute Crazy Café deutlich! Gut gefallen hat mir schon beim Öffnen die Magnetschachtel, wie man sie beispielsweise von My Gold Mine kennt. Dass KOSMOS an einem Zeitmesser gespart hat, ist hingegen etwas unschön, im Zeitalter von Smartphones aber auch nicht allzu tragisch.

Worum geht es? Auf dem Tisch liegen fünf Kärtchen mit bestimmten Fast-Food-Produkten. Die Spieler müssen all diese Getränke und Gerichte bedienen, indem sie passende Karten ablegen. Schnell wird es so turbulent, dass die Karten kreuz und quer auf dem Tisch verteilt liegen, wodurch jegliche Übersicht verloren geht. So kann man natürlich dem Spielziel, alle Bestellungen zu erfüllen, nicht näherkommen, geschweige denn gelingt es, mit den Mitspielern harmonisch zusammenarbeiten.

Schnell zeigt sich dann auch, dass es nicht unbedingt auf hektisches Kartendreschen ankommt, sondern eher darauf, ruhig und besonnen zu agieren. Das mag wie ein Widerspruch zur obigen Spielbeschreibungen klingen, ist aber tatsächlich der beste Weg zum Erfolg. „Lass uns diese Bestellung zuerst abhaken – ich habe einen Burger und du nimmst den Würfel!“. – „Okay, das passt. Hat jemand noch Fritten und die Rechnung?“ So in etwa muss man sich die Dialoge am Tisch vorstellen. Natürlich klappt die vorgesehene Einteilung nicht immer einwandfrei und man muss oftmals auch mal aus dem Bauch heraus entscheiden. Dennoch lehrt unsere Erfahrung, dass man besser fährt, wenn man die Bestellungen, so gut es eben geht, nacheinander erledigt und sich dann der nächsten Bestellung zuwendet. Und auf noch eine Sache kommt es an: dass man schon bei der Spielvorbereitung möglichst viel Platz zwischen den einzelnen Karten lässt, damit man z.B. den Kaffee neben das entsprechende Icon auf der Bestellkarte legen kann, den Burger neben den Burger, die Rechnung neben die Rechnung, etc. Sonst ist Chaos vorprogrammiert.

Wer schon ein paar Runden absolviert hat, kann die Zusatzregel anwenden, bei der doppelte Würfelergebnisse beim Neuwürfeln dafür sorgen, dass eine Bestellkarte auf die dunkle Rückseite gedreht wird. Diese ist dann noch einen Tick schwieriger zu erfüllen, denn einige verlangen es sogar, dass man zwei Würfel auf ihnen platziert. Darüber hinaus gibt es zwölf Spezialmenüs, welche die Regeln gehörig auf den Kopf stellen. So verlangt „Das große Buffet“ von euch, die letzte Bestellung doppelt zu belegen, während die Karte „Alle zusammen“ voraussetzt, einmal in der laufenden Runde alle vier Würfel passend auf derselben Bestellung abzulegen.

Das kann man machen und bringt auch tatsächlich noch einen Tick Abwechslung auf den Bistrotisch. Aber ehrlich gesagt empfanden wir diese Sonderregeln dann doch etwas zu abgefahren, da schon das reguläre Spielprinzip chaotisch genug ist.

In der richtigen Runde, besonders mit Kindern, ist 3 Minute Crazy Café jedenfalls ein richtig turbulentes Kartenspiel mit hohem Stress- und Spaßfaktor à la Ligretto. Das empfohlene Alter ab 7 Jahren ist okay, wobei auch schon Sechsjährige erfolgreich dabei sein können, wenn man sie unterstützt, vor allem beim Abräumen erledigter Bestellungen und Neuwürfeln. Haben alle Teilnehmer ein zweistelliges Alter erreicht, würde ich hingegen lieber etwas anderes auf den Tisch bringen – Burger mit Fritten, einen Salatschale und ein Wasser zum Beispiel. Abseits unserer Spielefamilie sind mir etwas weniger hektische Kartenspiele dann doch lieber. Spaßig ist 3 Minute Crazy Café dennoch allemal – lasst euch nur nicht von den Gästen stressen!

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 6/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 19.12.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten